So nicht: Handgepäck mit Tücken

Ich bin seit ein paar Tagen wieder im hochsommerlichen Kapstadt und genieße neben etwas Arbeit die positive Lebenseinstellung, obwohl es den meisten Menschen in Südafrika wirtschaftlich und auch existentiell deutlich schlechter als uns in Deutschland geht. Aber das ist ein anderes Thema:)

Zurück zu meiner Anreise. Ich hatte eine Erstklassige, da ich ab Doha meine letzten Meilen/Avios für ein Upgrade in die Business Class nutzen konnte und dadurch sehr komfortabel in knapp 10h durch die Nacht jetten durfte.

Luxuriös unterwegs in der Business Class

Verblüffend war jedoch der Start des Trips. Der Flieger verließ an einem Werktag den Münchner Flughafen. Also steht man mit einigen Reisenden trotz Web-Check-In um etwa 7 Uhr morgens in einer Schlange und wartet darauf, sein Gepäck abzugeben. Zum besseren Verständnis: Ich bin einer großer Fan von sinnvollen Workflows und Usability. Dafür bin ich auch gerne bereit, etwas mehr zu bezahlen. So fahre ich beispielsweise bei sehr frühen Flügen super gerne mit Share Now zum Flughafen, parke in P20 und bin 10 Min später am Check In.

Nun aber: Warten. 30 Minuten später – immerhin kann man einen Podcast hören – bin ich an der Reihe. Trotz Holzklasse dürfen bei Qatar Airways 2 x 23 kg Gepäck kostenfrei aufgegeben werden. Zudem Handgepäck, das 7 kg wiegen darf. Wenn man allerdings sein Ticket in Brasilien gekauft hätte, wären 10 erlaubt. Ja macht Sinn. Vielleicht drei Kilo Lebensfreunde oder Samba-Zubehör? Wie auch immer. Zurück zum Schalter. Ich, trotz des frühen Aufstehens gut gelaunt, wünsche einen guten Morgen und frage, wie es so geht. Zurück kommt ein eher mürrischer Gegengruß.

Das Golfbag wird gewogen. Irgendwas mit 18 kg, passt. Tasche mit Kram für Freunde – auch deutlich unter den erlaubten 23 kg. Ich meine dann noch, ob sie kurz schauen könnte, ob ich ab Doha mit Meilen upgraden könne, was online seit vier Wochen nicht möglich war. Ja, sieht gut aus. Aber das möge ich dann in Doha versuchen, da sie keinen Zugriff darauf habe. Okay, danke. Schönen Tag!

Nicht so schnell, das Handgepäck müsse noch aufs Band. Zum Wiegen. Ich packe als meinen Horizon H5 aufs Band – und der hat 11,3 kg. Komisch, denn da ist eigentlich nur Kleidung drin. "Das sei zu viel", sagt sie. Ich darauf: "Okay, sorry. Was machen wir jetzt? Muss ich die Sachen umpacken?" Ja, das wäre die einzige Lösung. Genervt öffne ich den Handgepäck-Koffer und fange an, Hosen und Shirts in das Travel Cover mit dem Golfbag zu stopfen. Es kommt eine weitere Dame im Qatar-Dress, die mir eher unfreundlich mitteilt, dass ich das hinter der Schlange machen müsse, um dann wiederzukommen. Sehr gute Idee, erwidere ich, mache aber unbeirrt weiter. Also Handgepäck wieder drauf. Zufrieden? Nein, immer noch etwa 9 kg. Ich dann leicht erschöpft: "Ob das so nicht passe? Ich hätte ja in Summe die Gepäckgrenze noch lange nicht überschritten."

Sie erwidert, das sei dafür nicht relevant, aber das ginge jetzt schon. Die anderen Gäste wollen schließlich auch noch einchecken. Denke ich mir auch.

Später am Gate ist der Spaß allerdings noch nicht zu Ende. Das Durchziehen des Tickets zeigt mehrfach ein rotes X – und keiner weiß, was los ist. Also ein längerer Blick auf den Computer-Bildschirm. Ah, Übergepäck im Handgepäck! So ein Schlingel! Also die Geschichte nochmal erzählt, die dann in einer unglaublich spannenden Dialog über irgendwelche Sicherheitsrisiken und das "System" enden. Auf die Frage, ob denn das Gewicht des Passagiers eigentlich auch eine Rolle spielen würde im "System" – schließlich ginge es ja um die Sicherheit–, heißt es natürlich nein. Oder wie ich mir das denn vorstellen würde. Man könne doch Menschen nicht wiegen! Und außerdem sei alles viel, viel komplizierter als ich mir das überhaupt nur in wildesten Gedanken ausmalen können. Ja, die Ironie ist ein feines Spiel.

Ich darf dann natürlich doch fliegen, bedanke mich nochmal bei der Dame, die mich bereits am Schalter so nett umsorgt hat, und wir können los. Aber was mich schon sehr wundert: Warum baut man denn so ein "System" überhaupt auf?

Der Service im Flieger ist übrigens top. Der Service in Doha war ebenfalls vom Feinsten. Und am Rande: In der Business Lounge am Flughafen kann man sogar duschen.

Hier ein Vorschlag, denn ich ohne jede Kenntnis der geheimen Flugsicherheitsrisiken dieser Welt einfach hinausposaune: Warum kann man sein Gepäck nicht digital im Vorfeld einchecken, legt es dann selbstständig auf ein Band und scannt per App oder ausgedrucktem Ticket seine Berechtigung und die Gewichtsdaten? Wer zu viel auf der Waage hat, bekommt das angezeigt und kann direkt über das hinterlegte Zahlungsmittel des Tickets einen Aufpreis zahlen.

Und beim Handgepäck lässt man diesen Gewichtsblödsinn einfach weg und nimmt stattdessen die Maße des Gepäckstücks als Parameter (was ja bereits praktiziert wird). Denn darum geht es doch eigentlich: Dass das Ding in die Gepäckablage passt. Ob der eine nun 5 und der andere 10 kg dabei hat – who cares? Die Gewichtsklassen der Passagiere sind schließlich auch sehr unterschiedlich.

Würde das nicht viel Zeit, Stress und Arbeitskosten sparen?



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